Skat
Im Tandem bei der Skat-DM
Silke Derkum-Homburg und Burkhard Hoeltzenbein
Deutsche Meisterschaft: Heinz und Hartmut Ehmke von SW Marienfeld starten am Wochenende bei den nationalen Titelkämpfen. Ihr „Chef“ ist vom Können überzeugt.
Wenn am Samstag die Nationalhymne erklingt, wird das für Hartmut und Heinz Ehmke von Schwarz-Weiß Marienfeld wieder ein ganz besonderer Moment. „Im letzten Jahr war ich wirklich gerührt.
Das war das erste Mal, dass jemand für mich die Hymne gespielt hat“, sagt Hartmut Ehmke (55), den alle nur Harry nennen. Die beiden Brüder sind leidenschaftliche Skatspieler und haben sich tatsächlich für die deutsche Meisterschaft im Tandem qualifiziert. An diesem Wochenende reisen sie dafür nach Bonn und wollen dann versuchen, so viele Punkte wie möglich zu erspielen. „280 Tandems gehen an den Start, das sind 560 Spieler“, sagt Harry Ehmke ehrfurchtsvoll. Mit vielen von ihnen werden die Brüder an den zwei Turniertagen an einem Tisch sitzen.
Sechs Runden à 48 Spiele sind zu absolvieren, bis die neuen Meister des Deutschen Skatverbandes feststehen. Armin Gorny, Abteilungsleiter der 15 bei SW Marienfeld organisierten Skatspieler, freut sich ganz besonders über seine beiden Aushängeschilder, die das schwarz-weiße Banner bei der Deutschen Meisterschaft vertreten werden. „Ich habe sie erst in diesem Jahr nach langem Zureden nach Marienfeld locken können“, erklärt er. Beim 1. Skatverein Borgholzhausen, für den sie 25 Jahre lang spielten, waren den Versmolder Brüdern die Mitspieler ausgegangen, die auf dem Niveau überhaupt mithalten konnten. „Bei uns sind sie mit der Mannschaft gleich souverän in die Regionalliga aufgestiegen“, erzählt Gorny vom Schub, den der Verein erhalten habe. Besonders der eine Ehmke-Bruder ist als Skatspieler für den SWM-Skatchef ein Phänomen. „Harry hat diese Fähigkeit, das Spiel genau auszurechnen“.
„Harry hat diese Fähigkeit, das Spiel genau auszurechnen“, sagt er. Bei zehn Saisonspielen war dieser achtmal der beste Harsewinkeler Spieler.
Was das für die Deutsche Meisterschaft bedeutet? Gorny ist sich sicher, dass – bei stimmigen Blättern, ohne die auch ein guter Skatspieler nichts ausrichte – viel herausspringen kann. Die Ehmke-Brüderselbst sind da etwas zurückhaltender. Einen guten Platz im Mittelfeld unter den ersten Hundert, peilen die beiden an. „Vor zehn Jahren waren wir das erste Mal im Finale, da waren wir im unteren Mittelfeld, letztes Jahr in der Mitte“, erklärt Heinz Ehmke, 59, und hauptberuflich Fahrer bei der Diakonie in Versmold. Erfahrung haben sie also schon – und viel Respekt vor den Großen der Zunft. „Wenn man in einer Runde mit dem Deutschen Meister am Tisch sitzt, das ist schon stark. Der sieht jeden Schwachpunkt beim Gegner und macht dich platt“, sagt Heinz Ehmke. „Die hören schon beim Reizen, welches Blatt man in der Hand hat“, ergänzt sein Bruder. Ihr Licht müssen die beiden Versmolder aber auch nicht unter den Scheffel stellen. „Bei unserem Wechsel haben alle Vereine in der Gegend um uns gebuhlt“, sagt der 55-Jährige, der abseits seiner Skat-Karriere als Fleischer bei Nölke arbeitet. Außerhalb des Ligabetriebs sind sie den Piumern aber treugeblieben. Deshalb spielen sie weiterhin alle 14 Tage freizeitmäßig bei den Borgholzhausenern mit.
In Marienfeld wird bis zu drei Mal wöchentlich gespielt. Montags geht es zu den „Teuto-Assen“ nach Bad Rothenfelde. Woher kommt diese unglaubliche Leidenschaft fürs Spiel? „Das ist familiär bedingt. Vater, Bruder, Schwager, Schwester, Opa – alle haben gespielt. Sobald die Familie zusammen kam, wurden die Karten rausgeholt“, sagt Heinz Ehmke, der mit zehn Jahren das erste Mal mit in der Spielrunde saß. Am Samstag und Sonntag wird es ein ganz anderer Kreis sein. „Die Meisterschaft findet im riesigen Maritim-Hotel statt“,sagt Harry Ehmke, „und wir machen uns auch schon ein bisschen schick.“ Und dann hängt ganz viel vom Kartenglück ab – und von der Tagesform der beiden Brüder. Armin Gorny drückt jedenfalls die Daumen. Seit der inzwischen verstorbene Hans Appelhans für SWM einstmals bei der Weltmeisterschaft in Melbourne antrat, feierte der Verein bis zum Auftritt der Ehmkebrüder keinen annähernd vergleichbaren Erfolg. Nicht zuletzt deshalb bricht Gorny eine Lanze für den Sport.„Skat hält völlig losgelöst vom Bildungsniveau den Kopf fit“, schwärmt er für den interaktiven Denksport. „Ich kenne unter hochklassig spielenden Skatspielern keinen, der je an Demenz erkrankt wäre“, führt er – wissenschaftlich nicht ganz sauber belegt – gute Gründe an, mit zwei Mitspielern zum 32er Blatt zugreifen.